April

Die Platte lebt

Im Juni feiert der Dreesch sein 40 jähriges Bestehen: Vereinschefin Hanne Luhdo bringt das Mit- und Füreinander im Stadtgebiet voran

Das Programm für die Festwoche steht. Wenn der Dreesch am 18. Juni sein 40jähriges Bestehen zu feiern beginnt, werden beim Sommerfest im Stadtteiltreff „Eiskristall“ auch Miss und Mister Dreesch gekürt. Nicht körperliche Schönheit soll im Finale den Ausschlag geben.
Stattdessen werden Dreesch-Bewohner gekürt, die mit Talent auf sich aufmerksam machen und gerne in der Plattenbausiedlung leben. Hanne Luhdo, die Vereinsvorsitzende des Vereins „Die Platte lebt“, hatte die Idee für den Wettbewerb. Sie ist überzeugt davon, dass sie mit derartigen Aktionen das Image des Schweriner Stadtteils aufpolieren kann.

Mit einem hohen Migrantenanteil, vielen Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern sei der Dreesch ein problematisches Stadtquartier. Doch es gibt auch viel Erfreuliches: Im Quartier Seeterrassen beginnt die Wohnumfeldverbesserung; die Promenade zwischen Berliner Platz und Plater Straße wird fertig gestellt; mit der Sanierung der Turnhalle in der Eulerstraße endet die Erneuerung der Grundschule am Mueßer Berg; eine neue Kita entsteht; Anfang des Jahres startete die Wohnumfeldgestaltung im Physikerquartier. Doch nicht allein bauliche Veränderungen lassen das Negativ-Image des Stadtgebietes schwinden.
Auch im Mit- und Füreinander – so empfindet es Hanne Luhdo – passiert eine Menge. Sie selbst kennt zahlreiche Migranten- Familien, in denen sich Eltern sehr dafür stark machten, dass ihre Kinder hiesige Bildungsmöglichkeiten nutzen. Eine Lehrerin der Lindgren- Schule hat ihr erst jüngst bestätigt, dass Kinder aus solchen Familien bei Sport-, Musik- und Mathewettbewerben für vordere Plätze der Schule sorgen.
Wir sind zum Kaffee bei Hanne Luhdo verabredet. Ihren Laptop auf dem Esstisch im Wohnzimmer schiebt die dunkelhaarige Frau mit roter Brille beiseite, wir wechseln auf das rote Sofa und zum roten Kaffeegeschirr. Ihre Lieblingsfarbe? Hanne Luhdo erklärt ihre Freude an kräftigen Tönen mit ihrem Sternbild Widder. Wenn sie etwas anpackt, dann richtig. Sie scheut sich nicht vor Verantwortung, liebt Herausforderungen. Ihre Arbeit als Stadtteilmanagerin im Mueßer Holz und ihr Engagement als Vorsitzendes des Vereins „Die Platte lebt“ versteht sie so.
Als sie sich nach ihren Journalistenjahren beim Rundfunk in Leipzig, Neubrandenburg und Rostock und wechselnden Anstellungen in den Nachwendejahren 2005 für die Arbeit als Stadtteilmanagerin bewarb, habe sie durchaus Zweifel gehabt. Wird sie sich nach so vielen Jahren selbständiger Ideenumsetzung nicht eingeengt fühlen?
Doch zum Glück arbeitet sie an einer „langen Leine“, zum Glück geht es um mehr als Häuser und Straßen. Die Menschen, die hier leben, wachsen ihr ans Herz. Für sie kann sie etwas bewegen. So engagiert sie sich über den Feierabend hinaus, tritt dem Verein „Die Platte lebt“ bei, übernimmt mit ihrer Stadtteilmanagerkollegin Ingrid Schersinski aus Neu Zippendorf dessen Vorstand.
Ich die Buchstaben, du die Zahlen – mit dieser Aufgabenteilung fahren die beiden Frauen und der heute 55 Mitglieder zählende Verein gut. Das Kommunikations- und Kulturzentrum „Eiskristall“, sozusagen das Vereinshaus, bietet tagtäglich Lebensberatung für alle „Schieflagen“ an – wie Hanne Luhdo das nennt, lädt zu Bürgersprechstunden, Platten-Frühstück, Stammtisch, Politikergespräch, Talk-Runden, Samowarnachmittagen und Familienfeiern ein. Oft greift Hanne Luhdo in solchen Momenten zum Mikrofon. Sie übernimmt die Regie, moderiert oder trägt gar eigene Lieder und Gedichte vor.

Fragen stellen, gut zuhören – diese Gabe aus Journalistenzeiten hat sie sich bewahrt. Nicht nur für heitere Stunden, sondern auch für ernste Probleme. 2009 beispielsweise rief sie gemeinsam mit Heiko Lietz einen Runden Tisch „Soziales“ ins Leben. Einmal im Monat reden sie nun mit Vertretern von Politik, Kirchen und Vereinen über Themen wie Trinkerecken in den Stadtteilen, Hartz IV oder Kinderarmut.
Schon vor dem Sofa-Gespräch in der Schweriner Gartenstadt ist klar, dass bei dem vielfältigen sozialen Engagement von Hanne Luhdo manches nur an-, nicht aber ausführlich besprochen werden kann. Nach unserem Gespräch kommt vom „Schweriner Turmblick“, dessen vierteljährliches Erscheinen Hanne Luhdo redaktionell leitet, eine Mail. „Ich lebe zwar nicht (mehr) in der Platte“, schreibt sie: „Aber ich verbringe dort mehr Zeit als zu Hause.“

Bild1:  Morgens schwingt sich Hanne Luhdo aufs Rad, fährt ins Stadtteilbüro von Neu Zippendorf und Mueßer Holz und schaut um die Mittagszeit meist im Eiskristall am Berliner Platz vorbei – dem Kommunikationstreff des Vereins „Die Platte lebt“

MueZi und Hanne beim Apfelschälen.

 

 

Hauptausschuss lehnt Bau einer Grünanlage an der Suttnerstraße ab / Areal soll bebaut werden

Die Idee des Ortsbeirates Großer Dreesch, den ehemaligen Spielplatz der zurückgebauten Kindertagesstätte in der Bertha-von-Suttner-Straße in einen Bürgerpark umzubauen, findet in den Gremien der Stadtvertretung keine Mehrheit. Nachdem bereits die Fachausschüsse einen entsprechenden gemeinsamen Antrag des Ortsbeirates und der CDU/FDP-Fraktion abgelehnt hatten, votierte jetzt auch der Hauptausschuss dagegen.Der Ortsbeirat hatte angeregt, dass die Stadt die Brachfläche zwischen Karl-Marx-Allee, Friedrich-Engels-Straße und Bertha-von-Suttner-Straße gemeinsam mit den Anwohnern in einen Bürgerpark umgestaltet. Das Areal befinde sich in städtischem Eigentum und mache einen ungepflegten Eindruck, so die Antragsteller. Mit einem Bürgerpark könne die Identifikation mit dem Stadtteil gestärkt und die Bildung neuer sozialer Kontakte gefördert werden.Die Fachgremien indes ließen sich von der Argumentation der Stadtverwaltung überzeugen: Im Rahmenplan für den Großen Dreesch ist die Fläche als Bauland für Gewerbe und Wohnen vorgesehen. Die gegenwärtig stattfindende Bebauung eines Teilbereiches zeige, dass dieses Entwicklungsziel durchaus realistisch sei, weitere Nachfrage sei vorhanden.Sollte das Areal in einen Bürgerpark umgebaut werden, würde dies finanzielle Einbußen für die Landeshauptstadt bedeuten. So ginge Schwerin gefragtes Bauland verloren. Zudem würde die Neuanlage des Parks sowie in der weiteren Folge seine Pflege zusätzlich Geld kosten. Das sehen auch die zuständigen Ausschüsse der Stadtvertretung so und lehnten deshalb den Umgestaltungsantrag ab.Die Stadtverwaltung sagte unterdessen zu, dass die Brachfläche bis zu ihrer Bebauung durch die Stadtwirtschaftlichen Dienstleistungen Schwerin (SDS) intensiver als bisher gepflegt werden soll. bert