Dreesch-Schwerin

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Januar

Überbleibsel aus heroischen Zeiten?

Der Dreesch galt bei seiner Entstehung als Musterwohngebiet - Arbeiter und Intelligenzler wohnten hier zusammen. Neben Kaufhallen, Kneipen und Me dizini schen Einrichtungen sollten vor allem kŸnstlerische Werke das Neubau gebiet lebenswert machen. Sind die DenkmŠler und Fassaden heute nur †berbleibsel aus heroischen Zeiten?
Geschmack ist bekanntlich eine Frage, über die sich trefflich streiten lässt - und ziemlich kontrovers. Da ist beispielsweise die Geschichte vom ersten Bauab schnitt. Nach der Sanierung zu Beginn der 90er Jahre hatte ein Schweriner Wohnungs unter  nehmen einem Künstler den Auftrag zur Fassaden gestaltung gegeben. Der machte sich ans Werk und es kam, wie es kommen musste: Eine Bewohnerin des gegenüberliegenden Hauses beschwerte sich, nach dem das Werk vollbracht war. Schaute sie aus ihrem Wohnzimmerfenster, traf ihr Blick ausgerechnet auf die kunstvoll gestaltete Fassade. Die Frau fühlte sich von dem Gemälde sittlich beleidigt. Dabei hatte das Unternehmen eigentlich eine gute Tat vollbracht, denn anders als zu DDR-Zeiten gibt es heute keine verbindlichen Vorschriften mehr über „Kunst am Bau”. Bekanntlich bestätigen Ausnahmen die Regel: So ist die Fassade eines sanierten Hauses in der Lomo no s sowstraße modern gestaltet. Eine schwungvolle Brücke, die aus Platten besteht, grinst mit einem freundlichen Gesicht von der Wand. Wollte der Künstler damit eine Ver bin dung zwischen Vergan genheit und Ge genwart herstellen?Neben den gestalteten Fassaden sind es vor allem die vielen Plastiken, die zu DDR-Zeiten auf dem Dreesch aufgestellt wurden und so Kunst in den Alltag brachten. Auf dem ersten Bauabschnitt sind sie besonders zahlreich vertreten. In der Friedrich-Engels-Straße hat ein Künstler beispielsweise eine ländliche Szenerie ar rangiert - Schafe um einen kleinen Teich. Doch was einst als Wasserspiel angelegt war, zerfällt heute. Schon lange ist hier kein Wasser mehr geflossen, die Sandstein figuren verlieren durch Witterungseinflüsse ihr Aus sehen. Ein ähnliches Schicksal erleidet der Brunnen auf dem Berliner Platz. Aus Geldmangel wurde er einfach mit Erde zugeschüttet und notdürftig bepflanzt. Die Figurengruppe wirkt in dieser Umgebung fast surreal. Wenn Kunstwerke der Vergangenheit dem Verfall preisgegeben werden: Welche Bedeutung haben sie dann heute? Zwei felsfrei spiegeln Fassaden und
Plastiken das Selbstverständnis der damaligen Stadt planer wieder, zeigen Anspruch und ästhetisches Empfinden ihrer Entstehungszeit. Verglichen mit dem, was seit der Wende auf dem Großen Dreesch, im Mueßer Holz und in Neu Zippendorf entstand, können sie sich durchaus sehen lassen - ließe man sie nur nicht so verfallen. Böse Zungen könnten behaupten, dass man den billigend in Kauf genommenen Verfall auch als heutigen Ausdruck des Selbstverständ nisses einer Stadt und vor allem deren Stadtplanern ansehen kann.  hk

 

 

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