Mai

Dreescher Stadtteile feiern Sommerfest
Erstes gemeinsames Fest vom Großen Dreesch, Neu Zippendorf und Mueßer Holz bietet zahlreiche Mitmach-Angebote an den drei Aktionstagen vom 20. bis 22. Juni.

Drei Stadtteile, drei Tage – unter dieser Idee stehen die zahlreichen Aktionen für das Mittsommerfest auf dem Dreesch, das zahlreiche Organisatoren unter Federführung von Falk Schettler und des Stadtteilbüros am Berliner Platz derzeit auf die Beine stellen.
„Es soll ein Volksfest werden“, sagt Falk Schettler. „Schausteller, Kunstaktionen, Straßenmusik und auch das traditionelle Stadtteilfest am Fernsehturm – ein Dutzend Attraktionen für alle Schweriner und Gäste sowohl in den drei Stadtteilen Großer Dreesch, Neu Zippendorf und Mueßer Holz, als auch in den angrenzenden Stadtteilen.“ So werde es eine Aktionsmeile geben, die das Mueßer Holz, Zippendorf und Mueß miteinander verbindet: Bauspielplatz, Naturschutzstation, Kinningshus und das Freilichtmuseum gestalten zusammen ein Kinderprogramm.

Auch der Sport kommt nicht zu kurz, verspricht Schettler. Das russische Spiel „Gorodki“ hat in seiner Heimat eine jahrhundertealte Tradition. Zum ersten Mal aber wird dieses Mannschaftsspiel um den „Dreescher Pokal“ gespielt. Der Verein Kuljugin ruft alle Sportbegeisterten der Landeshauptstadt auf, Gorodki-Mannschaften zu bilden, die dann beim Stadtteil-Turnier auf dem Mittsommer-Fest gegeneinander antreten.

Geplant sind außerdem Straßenmusik, das Staatstheater „auf der Straße“, diverse Kunstaktionen, ein Grillfest, Zimmerkonzerte, Musterwohnungen im Antikstyle, Markttreiben, Mittsommerfeuer, Lichtinstallationen und vieles mehr.

Die SWG und der DRK-Freizeittreff „bus stop“ unterstützen das erste Bandfest in Schwerin, bei dem junge Bands ein echtes Coaching durch erfahrene Ton-Ingenieure erhalten. Die Bands feilen in Workshops an ihren Sounds und präsentieren sich zum Mittsommerfest im „bus stop“ am 21. Juni unter Profi-Bedingungen. Die SWG stellt außerdem einen Abrissblock in Neu Zippendorf zur Verfügung, in dem die Nachwuchsmusiker vor der Veranstaltung ordentlich proben können – kostenfrei. „Bis zum Monatsende sollte ein Demo-Band an uns geschickt werden“, sagt Falk Schettler. Die Adresse: Stadtteilbüro Neu Zippendorf, Kennwort: Spiel! Dich! Schön!, Rostocker Straße 5, 19063 Schwerin, E-Mail info@mittsommer-fest.de, Telefon 0385-3041348.

Überhaupt spielt Musik eine große Rolle beim Mittsommer-Fest. Das Konservatorium, die Musik- und Kunstschule Ataraxia, die Schule der Künste und ein Bläserensemble des Goethe-Gymnasiums werden musikalisch für gute Stimmung sorgen.

Das Mittsommer-Fest ist als „offenes Fest“ geplant. Das bedeutet, dass alle Vereine, Unternehmen und auch einzelne Bürger eingeladen sind, sich zu beteiligen und sich zu präsentieren.

 

Zehn Jahre: „Die Platte lebt“
Der Verein bereichert das Leben in den Dreescher Stadtteilen und redet bei politischen Entscheidungen mit

Die 13 Mitglieder, die am 26. April 2004 in Neu Zippendorf den Verein „Die Platte lebt“ gründeten, waren sich schnell einig, dass der Vereinsname die Philosophie der Mitglieder widerspiegeln muss. Das Vereinsziel, die „Förderung des Stadtteillebens in den Stadtteilen Großer Dreesch, Neu Zippendorf und Mueßer Holz“, wird seither mit vielfältigen Veranstaltungen und Projekten umgesetzt. Ost und West, Einheimische und Migranten sind sich näher gekommen. Nicht von ungefähr wurde dem Verein 2010 der erste Annette-Köppinger-Preis für Integration und Menschlichkeit verliehen.
Zu den ersten spektakulären Projekten gehörte das Jugendfestival „Rock in da Block“. Später kamen Aktionen wie „Sauber ist cool“, die Kochschule für Kinder, Nachhilfekurse, Sommerfeste, Lesungen, Quizshows, das „RepairCafé“ und Auftritte der „Plattenladys“ hinzu. Über den Kindersozialfonds des Vereins werden zahlreiche Kleinstprojekte gefördert. Im offenen Vereinstreff „Eiskristall“ am Berliner Platz treffen sich Ost-West-Paare und Migranten, Politiker halten Sprechstunden ab, Kirchen laden zum Treff ein. Der Runde Tisch Soziales, Wählerforen, Aktionen gegen Rechts und zum Thema Menschenrechte sowie das Kümmern um die Asylbewerber und Flüchtlinge im Mueßer Holz gehören zum Alltag.

Und wenn es um konkrete Veränderungen auf dem Dreesch geht, beweist der Verein Hartnäckigkeit, z. B. beim Thema „Platten-Park“. Zu den nächsten Höhepunkten zählt Vereinschefin Hanne Luhdo das Demokratiefest am 23. Mai auf dem Keplerplatz und die Mitwirkung am Mittsommer-Fest vom 20. bis 22. Juni. „Wir verstehen uns als Netzwerk-Koordinator und haben viele verlässliche Partner.“

Ältestes Mitglied des 65-köpfigen Vereins ist Minna Borkowski mit 97 Jahren, Christiaan Kooiman ist mit 28 das jüngste.

Bild: Bei der Jubiläumsfeier des Vereins „Die Platte lebt“: der Vorstand Steffen Mammitzsch, Hanne Luhdo, Ingrid Schersinski (vorn stehend v.l. ) sowie weitere Mitglieder des Vereins

 

Tolle Stimmung im neuen Innenhof
Anwohner freuten sich bei der Eröffnung über die innovativen Außenanlagen im neuen Wohnquartier

Neu Zippendorf • Im Mai übernahmen die Mieter ihr neugestaltetes Wohnquartier „An den Seeterrassen“. „Das, was ich hier sehe, ist einmalig. Das hat Qualität und vermittelt für alle Anwohner eine besondere Form von Wohlgefühl. Danke auch allen beteiligten Firmen, die am Endergebnis mitgewirkt haben“, sagte Vorstandsvorsitzende Margitta Schumann.
Für die 62jährige Anwohnerin Barbara Hoffmann hat sich ein Traum erfüllt: „Das ist toll geworden. Wir fühlen uns hier richtig wohl. Hier möchten wir alt werden.“ Die gestaltete Gesamtfläche im Innenhof beträgt gut 3300 Quadratmeter. Eine Aufgabe, die durch Landschaftsarchitektin Birgit Schrenk hervorragend gemeistert wurde. Sie legte Wert auf Vielfalt, Naturverbundenheit und viele Farben. Allein im Rondell wurden 36 Bäume gepflanzt, im gesamten Quartier waren es 58 Bäume. Dazu kamen 58 Solitärpflanzen, 7.954 Stauden, 1.714 Heckenpflanzen, über 10.000 Frühblüher, davon allein im Rondell 4.390 Stück. Eindrucksvolle Zahlen, die durch die Bewegung von insgesamt 5419 Kubikmeter Boden noch unterstrichen werden.
Durch die Inbetriebnahme des neuen Innenhofes wird das gesamte Wohngebiet „An den Seeterassen“ weiter aufgewertet. „Hier herrscht eine tolle Atmosphäre. Wir von der Schweriner Wohnungsbaugenossenschaft eG sind sehr glücklich über diese Entwicklung“, so Margitta Schumann.
Die Fertigstellung des neuen Innenhofes fiel zusammen mit dem Ende der Bauarbeiten in der angrenzenden Pilaer Straße 2. Hier wurden bei einer Bauzeit von etwas mehr als einem Jahr 38 hochwertige Mietwohnungen mit einem Investitionsvolumen von ca. 4,7 Millionen Euro errichtet, darunter 20 Zweiraumwohnugen mit einer Wohnfläche zwischen 47 und 71 Quadratmetern. 18 Dreiraumwohnungen in der Größe zwischen 77 und 93 Quadratmetern ergänzen das umfangreiche Angebot. „Alle Wohnungen sind schwellenfrei über zwei Personenaufzüge vom Zugang im Untergeschoss bis in die Wohnung erreichbar“, freute sich Margitta Schumann.
Weitere Highlights sind die integrierten Pkw-Stellplätze im Untergeschoss und natürlich die Miete, die zwischen 8,00 und 8,50 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zuzüglich Nebenkosten beträgt. „Das ist ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis, das der Mieter bekommt“, sagte Margitta Schumann abschließend.

 

Schüler bekommen Unterstützung
Sonnenblumen für ein sommerliches Flair

Auf dem Berliner Platz pflanzten Schüler der Astrid-Lindgren-Schule und Engagierte des Vereins „Die Platte lebt“ Sonnenblumen auf einer Freifläche im Stadtteil. Die Sonnenblume soll Symbol für den kommenden Sommer werden.
„Die Idee finde ich richtig gut“, sagt Thomas Köchig, Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Schwerin (WGS). Deshalb ließ die WGS auf ihrer Fläche neben dem Hochhaus Mutterboden anfahren und Grunddüngung einbringen. Nun konnten die Viertklässler behutsam die kleinen Sonnenblumen einpflanzen, die sie zuvor selbst in der Schule aus den Samen gezogen hatten. Voller Stolz präsentierten die Kinder ihr Werk. „Dass die Blumen in direkter Nachbarschaft zur Schule in die Erde kommen, hat Vorteile”, erklärt Hanne Ludow vom Verein „Die Platte lebt”. „Zum einen können die Kinder ständig das Wachstum ihrer Sonnenblumen beobachten. Zum anderen übernehmen sie dann auch Verantwortung für die Pflege.” Bereits im Rahmen des Frühjahrsputzes sammelten viele Kinder zusammen mit der Stadtteilmaus „MueZi“ Schmutz und Unrat von der Freifläche ab. „Damit die kleinen Pflanzen auch gut gedeihen können, werden wir uns zusammen mit der Firma Gegenbauer auch um die Wässerung kümmern”, versicherte Kerstin Freitag von der WGS.

 

Holzbaukunst trifft Plattenbau

Russisch-orthodoxe Kirche auf dem Großen Dreesch für Gemeinde ein wahres Zuhause

Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und mehr ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Heute in der Hamburger Allee 120, wo eine kleine Kirche in traditioneller russischer Bauweise entstanden ist.

Die goldenen Zwiebeltürme leuchten im Sonnenlicht. Sie tragen das orthodoxe Kreuz, zu dem ein weiterer, schräger Querbalken gehört. Gleich nebenan reihen sich die Wohnblöcke der Hamburger Allee und dahinter grüßt der Fernsehturm. Auf den ersten Blick ist es ein Bild voller Kontraste: die kleine Holzkirche  wie aus einem russischen Märchen und die Plattenbauten aus sozialistischer Zeit. Aber beide sind Teil der Geschichte eines Stadtteils.
„Wir haben uns entschieden, hier zu bauen, weil die Kirche da sein muss, wo die Menschen sind“, sagt Priester Dionisij Idavain, Vorsteher der Gemeinde. Die meisten der rund 150 Mitglieder der Schweriner russisch-orthodoxen Gemeinde des Heiligen Großmärtyrers Dimitrios von Thesaloniki wohnen auf dem Großen Dreesch. Wer die Tür zur Kirche öffnet, betritt einen Raum, der das Draußen schnell vergessen lässt. Das Sonnenlicht fällt durch zwei bunte Fenster und mischt sich mit dem Schein der Kerzen, die Besucher entzündet haben. An der der  Eingangstür gegenüberliegenden Wand leuchtet das Gold der Bilder auf der Ikonostase, die den Kirchenraum vom Altar trennt. Diesen Bereich darf nur der Priester betreten.
„Der Anblick von Gold, Kerzen und Heiligenbildern fasziniert viele Besucher“, weiß Dionisij Idavain. Ihm ist es deshalb wichtig, den Menschen, die zur Besichtigung der Kirche kommen, Zeit zum Ein- und Ausatmen zu lassen, Zeit, sich umzusehen, den Raum auf sich wirken zu lassen. Was Besuchern ganz sicher auffällt: Ein Kirchengestühl gibt es in dem Raum nicht. Die Gläubigen feiern den Gottesdienst stehend, einige wenige Bänke entlang der Wand sind Alten und Kranken vorbehalten. Vier bemalte Holzsäulen tragen die Decke, die im Bereich des Turms an Höhe gewinnt und so einem prächtigen Leuchter Platz bietet. Die Ikone des Heiligen Dimitrios, dem die Kirche geweiht ist, hat einen Ehrenplatz vor dem Altar.
Mehrere Gemeindemitglieder sorgen dafür, dass das Gotteshaus regelmäßig für Besucher geöffnet ist. Zu ihnen gehört Larissa Rienecker, die seit 20 Jahren in Deutschland lebt. Gern erklärt sie den Gästen in ausgezeichnetem Deutsch die Besonderheiten einer russisch-orthodoxen Kirche. Sie selbst ist noch heute jedes Mal ergriffen, wenn sie den kleinen Kirchenraum betritt. Mit dem Bau einer eigenen Kirche ist für die russisch-orthodoxen Christen in Schwerin und Umgebung ein sehnlicher Wunsch in Erfüllung gegangen. Priester Idavain erklärt es so: „Neun Jahre war die Gemeinde obdachlos. Wir waren Gäste bei der katholischen und der evangelischen Gemeinde und dafür werden wir bis ans Ende unserer Tage dankbar sein. Aber wie jeder Obdachlose träumten auch wir davon, ein eigenes Dach über dem Kopf zu haben.“ Spenden machten es möglich, den Traum zu verwirklichen und so konnte 2012 die eigene Kirche geweiht werden. Das Gebäude besteht komplett aus Holz. „Die Kirchenbauer in Russland bedienten sich jahrhundertelang dieses Rohstoffs, weil das Land von riesigen Wäldern bedeckt war und heute noch ist“, sagt Dionisij Idavain. So klingt es ganz natürlich, dass auch das Holz für das Schweriner Kirchlein aus russischen Wäldern stammt. Spezialisten aus der Ukraine fügten die Stämme nach den Regeln traditioneller Holzbaukunst zusammen. So spürt jeder, der heute den Raum betritt, den würzigen Duft der Birkenstämme. „Holz ist lebendig, es atmet, es bewegt sich“, sagt der Gemeindevorsteher und fügt hinzu: „Durch das Material, dessen Herkunft und die Bauweise ist die Kirche ein wichtiges Stück Zuhause für die Menschen geworden.“  
Das kann Larissa Rienecker nur bestätigen.  „Sogar aus Stralsund und Rostock fahren Menschen hierher zum Gottesdienst“, erzählt sie. „Eine Frau von der Insel Rügen kam eine Zeit lang jede Woche, sie musste mitten in der Nacht aufstehen, um recht-
zeitig in Schwerin zu sein.“
Für Dionisij Idavain ist die Kirche aber noch mehr: Sie ist das Dach, das Menschen aus verschiedenen Ländern und Milieus vereint. Und sie soll keine Insel sein, sondern ein Ort des Dialogs. Auch aus diesem Grund ist das Kirchlein täglich von 13 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet. Katja Haescher

Bild: Holzbaukunst und Zwiebeltürme: Die russisch-orthodoxe Kirche auf dem Großen Dreesch Fotos: Katja Haescher

 

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