Dezember

Adventsbasar auf dem Keplerplatz

Adventsbasar im Mueßer-Holz 2023

 

 

Winter 2023

Winter auf dem Dreesch

 

 

Freilichtkino, Fahrrad-Cross-Strecke: Wie kann der Berliner Platz in Zukunft genutzt werden?

Es gab Konzerte, Aktionen, Feste: Der Berliner Platz in Schwerin bietet viel Raum für unterschiedliche Formate. Jetzt werden weitere Ideen für die Nutzung gesucht. Jeder kann mitmachen am 11. Dezember im alten Postgebäude.

Lichterfest, Rollschuhdisko oder ein spontanes Konzert der Band Feine Sahne Fischfilet – der Berliner Platz im Stadtteil Neu Zippendorf entwickelt sich langsam zum Veranstaltungsort und Treffpunkt für Schweriner. Damit es so auch weitergeht, möchte das Quartiersmanagement gemeinsam mit der Stadt einen Plan erarbeiten, wie das Areal in Zukunft weiter genutzt werden kann. Und dazu werden jetzt Ideen gesucht. Jeder kann mitmachen, mitdiskutieren und mitdenken.

Geplant ist eine offene Veranstaltung am 11. Dezember, ab 14.30 Uhr im alten Postgebäude. „Wir müssen alle Kräfte aktivieren, um den Menschen hier eine Möglichkeit der Begegnung zu eröffnen“, sagt Stadtteilmanagerin Anne-Katrin Schulz. Gemeinsam mit Kollegin Sara Köhler nutzen sie den Berliner Platz schon regelmäßig für Aktionen und Veranstaltungen. Doch es geht noch mehr. „Freilichtkino? Mountain-Bike-Strecke oder Public Viewing zur Fußball-Europameisterschaft 2024? Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt.“

Gemeinsamer Austauch und Ideensuche zum Berliner Platz

Die Beteiligungsveranstaltung am Montag wird in verschiedene Themenbereiche unterteilt sein. Es gibt Informationen über den jetzigen Stand des Bauvorhabens „Neue Mitte – Neu Zippendorf“, Konzepte für das alte Postgebäude werden vorgestellt und Ideen aufgezeigt, wie die Potenziale richtig ausgeschöpft werden könnten. Dann geht es in den gemeinsamen Austausch mit allen Schwerinern.

Die Veranstaltung ist bis 19 Uhr geplant. Ein Kommen und Gehen ist jederzeit möglich. Die Veranstaltung stellt den Beteiligungsauftakt dar. Die Ergebnisse werden im alten Postgebäude ausgestellt und fortlaufend aktualisiert.

 

Neue Fahrradstraße in Schwerin in Planung

Die SVZ hatte eine künstliche Intelligenz zahlreiche Fahrradstraßen in Schwerin bauen lassen. Nun hat die Stadt eine Idee aufgegriffen und plant eine Fahrradstraße nach großen Maßstäben.

Die Schweriner Verkehrsbehörde plant eine Fahrradstraße – und die hat es in sich. Den Planungen zufolge könnte es Schwerins größte Fahrradstraße werden. Konkret: Die Planer haben die Hamburger Allee in den Fokus genommen und sehen dort die Möglichkeit, eine der beiden Doppelfahrspuren in eine breite Fahrradstraße umzubauen. Der Autoverkehr würde dann in beiden Richtungen einspurig auf die andere Doppelfahrspur verlegt werden.

Die Planung überrascht selbst den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Schwerin, denn das Projekt taucht nicht in dem Maßnahmenkatalog des Radwegekonzepts 2030 der Stadt Schwerin auf. Woher die Idee dann kam? Aus der SVZ. Anfang November wurde in einem Artikel eine künstliche Intelligenz vorgestellt, die Straßen in Fahrradstraßen umbaut – auf zuvor hochgeladenen Bildern. Die SVZ präsentierte gleich mehrere Beispiele aus Schwerin, darunter eine Fahrradstraße mit großen Blumentöpfen in der Friedrichstraße, auf dem Obotritenring und eben auf der Hamburger Allee.

Laut Verkehrsbehörde hat Schwerins Radverkehrsplaner Mirco Goldammer die Pläne im Dezember erstmals vorgestellt. Demnach stelle eine Fahrradstraße, wie sie auf der SVZ-Animation zu sehen war, nun „eine zukunftsorientierte Planungsoption“ dar.

Wo Schwerins nächste Fahrradstraße entstehen könnte

Konkret geht es um den Abschnitt zwischen der Lomonossowstraße und der Plater Straße. „Dabei soll die Aufteilung der Verkehre neu geordnet werden. Wo derzeit noch vier Fahrspuren für zwei Richtungen dem Autoverkehr zur Verfügung stehen, soll zukünftig eine der beiden Richtungsfahrbahnen komplett für den Radverkehr genutzt werden“, sagt Schwerins Verkehrsdezernent Bernd Nottebaum. „Der bestehende Grünstreifen inmitten der beiden bisherigen Richtungsfahrbahnen eignet sich dabei als optimale Trennung der Verkehrsarten“, so Nottebaum weiter.

Laut SVZ-Informationen fand die Fahrrad-Variante in ersten Gesprächen breite Zustimmung und wird nun in der Verwaltung näher untersucht. Das Vorhaben könnte schon in einigen Monaten umgesetzt werden. Aktuell laufen Planungen für eine umfangreiche Instandsetzung der Straße. Die Vorbereitungen hatten sich verzögert, weil die Hamburger Allee eine Umleitungsstrecke für die Bauarbeiten an der B 321 in Mueß war. „Nun werden die Planungen wieder aufgenommen, zumal auch Fördermittel für das Vorhaben bereitstehen“, sagt Bernd Nottebaum.  Marco Dittmer

 

Abschiebung eskaliert: Massiver Polizeieinsatz in der Petrusgemeinde

Weil die beiden ältesten Söhne einer afghanischen Familie abgeschoben werden sollen, rückt am Mittwoch die Polizei in der Petrusgemeinde im Mueßer Holz an. Nordkirche und Flüchtlingsrat sprechen von einem Bruch des Kirchenasyls.

Es sind Bilder, die Anwohner betroffen machen: Spezialkräfte der Polizei tragen Rammbock, Kettensäge und Spreizzange am Mittwochvormittag in ein Haus auf dem Gelände der Petrusgemeinde im Mueßer Holz. Wenig später wird eine sechsköpfige Familie aus Afghanistan aus dem Gebäude geführt. Polizisten legen der Mutter Handschellen an, die beiden jüngeren Kinder rufen „Mama, Mama“. Jens-Peter Drewes, Pastor der Petrusgemeinde, ist fassungslos. Die Familie halte sich im Rahmen des Kirchenasyls bei der Gemeinde auf, erklärt er. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sei darüber informiert.

Die Polizei spricht in einer ersten Meldung gegen 8.30 Uhr von einem Einsatz „im Zusammenhang mit einer geplanten Abschiebemaßnahme“. Kurz vor 9 Uhr ist von einer „möglichen Gefährdungslage“ die Rede. Eine Frau versuche, die Abschiebung von zwei 18- und 22-jährigen Männern zu vereiteln, so die Polizei. Die Bevölkerung wird gebeten, den Ort in der Ziolkowskistraße zu meiden.

Polizei nimmt Mutter vorläufig fest

Mittags bestätigt Polizeisprecherin Juliane Zgonine, dass es um eine afghanische Familie geht, zwei Erwachsene und vier Kinder. Die 47-jährige Mutter habe durch Androhung von Gewalt gegen sich selbst und ihre Kinder versucht, die Abschiebung ihrer beiden 18 und 22 Jahre alten Söhne zu verhindern. Die Polizei sei um Deeskalation bemüht gewesen, der Zugriff aber „aufgrund einer Notsituation“ erfolgt, so Zgonine. Dabei hätten die Spezialkräfte weder Hilfsmittel noch Waffen eingesetzt.

Laut Polizeisprecherin wurde die Mutter vorläufig festgenommen. Gegen sie werde wegen Bedrohung und Nötigung ermittelt. Bei der 47-Jährigen sowie bei dem 22-jährigen Sohn und einer zehnjährigen Tochter seien Messer versteckt am Körper gefunden worden, so Zgonine. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei habe sich der 22-Jährige bei dem Zugriff selbst verletzt, der junge Mann und seine Mutter, die sich in einem psychischen Ausnahmezustand befinde, würden medizinisch betreut.

Flüchtlingsbeauftragte: Versuchte Abschiebung aus Kirchenasyl beschämend

Als „beschämend und mit den Grundsätzen der Menschenrechte unvereinbar“ bezeichnet Dietlind Jochims, Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, die versuchte Abschiebung aus dem Kirchenasyl. „Hier wurde der Schutzraum einer schwer traumatisierten Familie verletzt.“ Die Mutter sei eine bekannte Frauenrechtlerin und Journalistin, die in ihrer afghanischen Heimat massiv bedroht worden sei, so Jochims. Vom Bund sei der Familie deshalb eine Aufnahme in Deutschland zugesichert worden.

Weil sich jedoch die Visa-Erteilung durch die deutschen Behörden verzögert habe, sei die zusehends gefährdete Familie auf eigene Faust zunächst in den Iran und dann nach Spanien geflohen, berichtet die Flüchtlingsbeauftragte. Bei dem Versuch, die beiden volljährigen Kinder von der Familie zu trennen und abzuschieben, sei am Mittwoch gegen Zusicherungen der Behörden verstoßen worden: „Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat selber festgehalten, dass eine Familientrennung hier vermieden werden soll.“

Flüchtlingsrat MV: Rote Linie überschritten

Nach Angaben von Jochims handelte die Schweriner Polizei auf ein Amtshilfeersuchen aus Schleswig-Holstein, wo sich die afghanische Familie seit Juni dieses Jahres aufgehalten habe. Erst vor ein paar Tagen sei die Familie nach Schwerin gekommen, weil die Petrusgemeinde die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt habe. „Die Abschiebung der beiden ältesten Söhne nach Spanien ist nun zunächst ausgesetzt worden“, so die Flüchtlingsbeauftragte. Die jungen Männer seien aufgefordert worden, sich bei der Ausländerbehörde in Kiel zu melden. Für die Mutter bedeute der massive Polizeieinsatz in Schwerin eine Re-Traumatisierung.

Heftige Kritik an dem Einsatz kommt auch vom Flüchtlingsrat MV. Zum allerersten Mal sei in Mecklenburg-Vorpommern die rote Linie überschritten und durch die Polizei ein Kirchenasyl gebrochen worden, heißt es in einer Mitteilung. „Das ist ein erschreckendes Signal an Geflüchtete, die in Deutschland Schutz suchen. Nicht einmal zu Weihnachten dürfen sie sich sicher fühlen. Dieses Signal richtet sich aber auch an Kirchengemeinden, die nun verunsichert sind, ob sie Geflüchteten weiterhin Zuflucht und Hoffnung bieten können.“ Christian Koepke

 

Nach Pisa-Schock: Schwerins Schüler fordern Recht auf Bildung ein

Wer arm ist, lebt in der Platte. Wer reich ist, wohnt im sanierten Altbau oder im Neubau in Seenähe. Am Tag der Menschenrechte fordern Schweriner Schüler mehr Unterricht.

So ist es jedenfalls in Schwerin. Man bleibt unter sich. Zwangsläufig die einen, freiwillig die anderen. Das soziale Ungleichgewicht ist in der Landeshauptstadt besonders groß. Das bescheinigen auch regelmäßig Segregationsstudien der Stadt.

„Wirkt sich das auf das Recht auf Bildung und das Recht auf Meinungsfreiheit aus?“, fragten sich einige Teilnehmer einer Gesprächsrunde im Bertha-Klingberg-Haus am Keplerplatz im Mueßer Holz, also mitten in der Platte. Anlass für die Diskussion waren der 75. Jahrestages der Verkündung der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ und eine Demonstration von Schweriner Schüler für mehr Unterricht Anfang November 2024.

Schüler der Bertolt-Brecht-Schule zum Tag der Menschenrechte eingeladen

SSchüler der IGS „Bertolt Brecht“ waren ebenso gekommen, wie der Bürgerbeauftragte des Landes, Vertreter des Bildungsministeriums und des Schulamtes. Auch Nachbarn aus dem Stadtteil und Abgeordnete aus der Schweriner Stadtvertretung, dem Landtag und dem Bundestag waren vertreten. In zwei Punkten waren sich die Anwesenden einig: Es müsse alles dafür getan werden, dass es für alle Schüler ausreichend und guten Unterricht gibt, und zwar unabhängig von ihrem Wohnort und vom Standort einer Schule. Und es ist gut und richtig, wenn Schüler für ihre Interessen auch öffentlich mit einer Demonstration eintreten.

Heiko Lietz fordert Konsequenzen nach schlechtem Pisa-Abschneiden

Auch Heiko Lietz, Mitglied des Vereins „Die Platte lebt“ und seit Jahrzehnten engagiert in Sachen Menschenrechte, lobte die Schüleraktion und hob hervor: „Der Wunsch nach mehr und gutem Unterricht, den die jungen Leute hier berechtigterweise vortragen, zeigt doch im Konkreten nur, was im ganzen Land im Argen liegt. Bei den jüngsten PISA-Ergebnissen schneiden deutsche Schulen so schlecht ab wie noch nie. Das ist das Ergebnis des langjährigen Versagens der Bildungspolitik.“

Lietz regte an, dass sich Vertreter von Bildungspolitik und aus der Bildungsverwaltung, aus Schulen und mit Eltern und Schülern an einen Tisch setzen und gemeinsam nach Wegen aus der Misere suchen sollten. Ob er mit seinem Vorschlag Erfolg hat, blieb offen.