Miethäuser statt Buga-Parkplatz
Einfamilienhäuser, aber keine Eigenheime: Neuer WGS-Chef hegt frische Ideen für die große Brachfläche an der Marie-Curie-Straße
Einfamilienhäuser im Schatten von Plattenbauten – in Eberswalde und Neumünster hat Thomas Köchig mit ähnlichen Projekten bereits positive Erfahrungen gemacht. „Das wurde gut angenommen“, sagt der neue Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Schwerin (WGS). Einfamilienhäuser auf dem ehemaligen Buga-Parkplatz an der Marie-Curie-Straße im Mueßer Holz: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir das machen“, sagt er. Der 47-Jährige hat auch schon konkretere Vorstellungen. Nicht zum Verkauf, sondern Einfamilienhäuser zur Miete sollten es sein, keine monostrukturelle Wohnanlage, sondern maximal 20 Häuser mit möglichst zentraler Versorgung, beispielsweise einer zentralen Heizungsanlage, um die Nebenkosten niedrig zu halten. Seine anfänglichen Zweifel, neue Mieter würden nach wenigen Jahren wieder ausziehen, um selbst zu bauen, warf Thomas Köchig schnell über Bord. „Die Bewohner bleiben“, sagt er. „Einfamilienhaus-Bereiche sind stabile Faktoren“, da seien einerseits die Identifikation mit dem Haus selbst, aber andererseits auch die Identifikation mit dem Stadtteil.
Das Mueßer Holz gilt als grüner Stadtteil am Waldrand mit gutem sozialen Zusammenhalt – und vielen Problemen. Zwischen 1996 und 2010 sind etwa 58 Prozent der Einwohner aus dem Plattenbauviertel weggezogen, wie aus dem Handlungskonzept für das Programm Soziale Stadt hervorgeht. Ende der 1970er-Jahre war der dritte Bauabschnitt des Dreeschs für knapp 30 000 Einwohner gebaut worden. Heute leben dort weniger als 10 000 Menschen. Ein Drittel ist älter als 60 Jahre. Im Mueßer Holz herrscht die höchste Arbeitslosigkeit von teils mehr als 20 Prozent. Die Mieten sind preiswert und liegen bei 4,50 Euro pro Quadratmeter. Die Infrastruktur der Großwohnsiedlung ist überdimensioniert, Fernwärme und Wasserversorgung für dreimal mehr Einwohner konzipiert. Für Familien perfekt: Kindergarten, Schule, Nahverkehr, Einkaufsmöglichkeiten und bald auch eine Schwimmhalle liegen in der Nähe. „Die vorhandene Infrastruktur können wir für die Einfamilienhäuser nutzen“, so Thomas Köchig. Seit dem Jahr 2011 verzeichnet das Mueßer Holz außerdem wieder einen leichten Einwohnerzuwachs von etwa 80 Personen, wie die Stadtverwaltung beobachtet. Auch Robert Erdmann, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft EGS sieht gute Chancen für Einfamilienhäuser im Mueßer Holz: Viele Bewohner würden sich im Mueßer Holz zuhause fühlen. Die dort lebenden beruflichen Aufsteiger seien diejenigen, die am ehesten Interesse hätten. Mit ihnen könne der Aufbau des Quartiers Erfolg haben.
Bei diesem Umbau ist die WGS ein wichtiger Partner. Neben neuen Einfamilienhäusern rechnet Thomas Köchig auch fest damit, dass auch mehrere leer stehende Plattenbauten nicht nur im Mueßer Holz abgerissen werden müssen.
Bild: Gute Infrastruktur für Familien: Die Grundschule am Mueßer Berg befindet sich in Nachbarschaft zum ehemaligen Buga-Parkplatz.
Beliebter Treffpunkt im Stadtteil
Das Pankow lädt zu leckerem Essen und guten Gesprächen
Neu Zippendorf • „Komm ins Pankow“ steht auf dem Leuchtkasten der gleichnamigen Stadtteilgaststätte in der Nähe des Berliner Platzes. Das lassen sich die Anwohner nicht zweimal sagen.
Frische gelbe Blumen stehen auf den Tischen. In der gemütlichen rustikalen Gaststube sind zwölf Plätze besetzt. Hinten sitzen drei Herren beim Feierabendbier. Vorn am Tresen beißen Sohn und Vater jeder in seine Bockwurst mit Senf. „Jetzt ist es gerade ruhig hier“, sagt Gastwirt Klaus Becker (55). „Gegen 20 Uhr haben wir kaum noch Platz. Dann kommen die Volleyballer vom Training zum Alstertrinken.“
Hier im „Pankow“ treffen die Generationen aufeinander. Manche erzählen „wie früher“ von ihren Sorgen und Freuden. Andere sitzen schweigsam am Tisch und beobachten. Klaus Becker ist mit seinen Gästen vertraut: „Einige kommen schon seit 25 Jahren zu mir. Da kennt man sich.“ Becker hat eigentlich Zerspaner gelernt, später im allgemeinen Maschinenbau als Meister gearbeitet. 1974 bekam er die Möglichkeit, in die Gastronomie zu wechseln und griff zu. Als Gaststättenleiter hat er in verschiedenen Häusern in der Region gearbeitet und nach der Wende ist er irgendwie „da hängen“ geblieben. Das „Pankow“ war schon vor 1990 beliebter Stadtteiltreff. Aber als Becker mit seinem damaligen Partner die „Stube“ von der WGS mietete, passte irgendwie alles. Sie haben investiert, selbst gewerkelt und hinterm Tresen gestanden. Das schweißt zusammen. „Klar, wenn man zurückblickt, gab es auch Höhen und Tiefen. Aber da muss man eben durch“, sagt er und lacht. Seine Gäste nicken ihm wohlwollend zu. Er hat sich mit seinem Küchen- und Tresenteam auf seine Gäste eingestellt und die kommen gern. Denn das Pankow ist ein beliebter Treffpunkt. Ob Häkelbüdel-Klub oder Skatrunde, jeder ist willkommen. Dazu gibt es das auf den Tisch, was die Leute mögen und kennen: Mecklenburgische Küche, selbst gemacht. Natürlich auch Soljanka und Entensauerfleisch. Rolf Ziegler (59) kehrt hier gern ein. „Ich mache nach der Arbeit gern mal einen kleinen Umweg. Hier sind die Kaufhalle, die Sparkasse und das „Pankow“ direkt an der Bushaltestelle. Er schwört auf die gute Küche und empfiehlt den Schweinegulasch: „Der ist hier wirklich gut“, so der Krebsfördener. Klaus Becker hat Spaß in seinem Beruf.
Deshalb will er die „Zillestube“ am Berliner Platz, nur wenige hundert Meter weiter, wiederbeleben. „Mit 40 Plätzen kann ich im ‚Pankow‘ oft nicht alle Wünsche der Gäste für Feierlichkeiten erfüllen“, so der Wirt. „Drüben hätten wir dann für Veranstaltungen noch 70 Plätze dazu. Das wäre wichtig für den Stadtteil.“ Für Heike Jurasinski kommt die Idee gerade recht. Sie will im Mai die Jugendweihe ihrer Tochter feiern. Da kommen über 40 Gäste und „hier schmeckt es. Besonders der warme Apfelstrudel mit Vanilleeis“, so die 42-jährige Verkäuferin. Ein Grund mehr für Klaus Becker loszulegen.