Dreesch-Schwerin

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Frau wird nach Brand in Pflegeeinrichtung in Spezialklinik geflogen

In einer Pflegeeinrichtung in der Hamburger Allee hat es am Sonntagmorgen gebrannt. Insgesamt 70 Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter waren im Einsatz.

Großeinsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst am Sonntagmorgen im Mueßer Holz: Nach einem Brand in einer Pflegeeinrichtung für Senioren in der Hamburger Allee mussten insgesamt 17 Personen medizinisch behandelt werden. Eine Pflegekraft erlitt schwere Verbrennungen und wurde mit dem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik nach Hamburg gebracht. Fünf andere Personen kamen mit dem Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung in Krankenhäuser in Schwerin und Crivitz.

Gegen 9 Uhr war der Alarm bei der Feuerwehr eingegangen. Laut Berufsfeuerwehr-Chef Dr. Stephan Jakobi gab es einen Brand in einem Zimmer im Erdgeschoss des mehrstöckigen Gebäudes. Über einen Seiteneingang habe die Feuerwehr die Flammen schnell löschen können.

Erdgeschoss der Pflegeeinrichtung wurde evakuiert

Das gesamte Erdgeschoss wurde aber dennoch evakuiert. 17 Personen habe der Rettungsdienst dann vor Ort betreut, berichtete Jakobi. In sechs Fällen sei entschieden worden, dass eine Weiterbehandlung im Krankenhaus notwendig ist. Christian Koepke

 

Informationspannen und mehr: Warum Kirchenasyl in Petrusgemeinde gebrochen wurde

Am 20. Dezember eskalierte ein Polizeieinsatz in der Schweriner Petrusgemeinde. Zwei junge Männer aus Afghanistan sollten abgeschoben werden. Wie kam es zum Bruch des Kirchenasyls? Eine Rekonstruktion der Ereignisse.

Am Ende waren 41 Beamte beteiligt. Die Polizeiaktion in der Petrusgemeinde kurz vor Weihnachten, bei der es um die versuchte Abschiebung von zwei erwachsenen Söhnen einer afghanischen Familie ging, sorgt weiterhin für Diskussionen. Nordkirche und Flüchtlingsrat MV hatten bereits unmittelbar nach der Aktion von einem eklatanten Bruch des Kirchenasyls gesprochen. Inzwischen sind immer mehr Details des Einsatzes bekannt geworden. Offenbar lagen der Schweriner Polizei, die auf ein Amtshilfeersuchen der Kieler Ausländerbehörde handelte, wichtige Informationen nicht vor. Es habe aber auch Hinweise gegeben, die „nicht in jedem Fall mit der nötigen Sensibilität bei der Einsatzvorbereitung berücksichtigt“ worden seien, räumt Schwerins Polizeisprecherin Juliane Zgonine ein.

Laut Zgonine waren am 20. Dezember um 6.30 Uhr zunächst drei Polizisten in einem zivilen Auto zur Kirchengemeinde im Mueßer Holz gefahren, wo die beiden jungen Männer aus Afghanistan vermutet worden seien. Bis zum ersten Kontakt mit dem Pastor hätten die Beamten aber nicht genau gewusst, ob sich der 18- und der 22-Jährige tatsächlich auf dem Gelände der Gemeinde in der Ziolkowskistraße aufhielten. Erst im weiteren Verlauf habe sich herausgestellt, dass die Männer, aber auch deren Mutter, Vater und beiden kleinen Geschwister sich vor Ort befanden, so die Sprecherin. Hintergrundinformationen zur Familie habe es bei der Schweriner Polizei nicht gegeben.

Afghanische Familie sollte zurück nach Spanien

Von einer bereits schwer traumatisierten Familie hatte die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, Dietlind Jochims, nach dem Abschiebungsversuch gesprochen. Die Mutter sei eine bekannte Frauenrechtlerin und Journalistin, die in ihrer afghanischen Heimat massiv bedroht worden sei. Deutschland habe der Familie deshalb eine Aufnahme im Rahmen des Afghanistan-Programms des Bundes zugesichert. Weil sich jedoch die Visa-Erteilung durch die deutschen Behörden verzögert habe, sei die Familie auf eigene Faust zunächst in den Iran, dann nach Spanien und anschließend in die Bundesrepublik geflohen, so Jochims.

Seit Frühjahr vergangenen Jahres lebte die Familie in Schleswig-Holstein, daher die Zuständigkeit der Kieler Ausländerbehörde. Entsprechend der so genannten Dublin-III-Verordnung habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge entschieden, dass alle Familienmitglieder zurück nach Spanien müssten, hatte die Kieler Stadtsprecherin, Kerstin Graupner, in einer ersten Stellungnahme im Dezember gesagt. Gegen diese Entscheidung habe die Familie unterschiedliche Rechtsmittel eingelegt. Für die beiden ältesten Söhne sei die Abschiebung jedoch angeordnet worden, so Graupner.

Bundesamt lehnte Härtefallregelung ab

Mit einem Härtefalldossier habe die Kirche versucht, beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge für die beiden jungen Männer eine Regelung nach dem Kirchenasyl zu finden, was das Bundesamt aber abgelehnt habe, erklärte Graupner in der gleichen Stellungnahme. Auf diese Ablehnung und eine entsprechende Information aus Kiel beruft sich nun auch die Schweriner Polizei. Das Thema Kirchenasyl sei polizeilich nicht konkret betrachtet worden, sagt Sprecherin Zgonine. Die Stadt Kiel wollte sich am Freitag auf eine erneute Anfrage unserer Zeitung nicht zum Sachverhalt äußern.

Dass es bei der Polizeiaktion in der Petrusgemeinde, die die afghanische Familie innerhalb der Nordkirche schließlich aufgenommen hatte, zum Einsatz von Spezialkräften kam, rechtfertigt Zgonine mit der entstandenen Gefahrenlage. Die Mutter der jungen Männer, bewaffnet mit einem Messer, habe damit gedroht, sich und ihren Kindern Gewalt anzutun. Ziel der Polizei sei es gewesen, die Gefahr für Leib und Leben der bedrohten Kinder abzuwehren, so die Sprecherin. Um die Situation zu deeskalieren, sei den Beteiligten signalisiert worden, dass es am Tag des Einsatzes keine Abschiebung mehr geben würde, dabei habe auch eine Absprache mit der Kieler Ausländerbehörde stattgefunden.

Vorsitzende des Flüchtlingsrats erneuert Kritik

Ulrike Seemann-Katz, Vorsitzende des Flüchtlingsrates MV, erneuert jedoch noch einmal ihre Kritik an dem Einsatz in der Petrusgemeinde. Zum ersten Mal überhaupt sei in Mecklenburg-Vorpommern ein Kirchenasyl von der Polizei gebrochen worden. Eine Kirchengemeinde könne ein Kirchenasyl auch gewähren, wenn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einer solchen Vereinbarung nicht zustimme, betont Seemann-Katz. Der massive Einsatz der Polizei sei unverhältnismäßig gewesen, außerdem habe es anscheinend eine schlechte Kommunikation zwischen den Behörden gegeben.

Nach der Polizeiaktion in Schwerin hat die Kieler Ausländerbehörde ihre Bitte um Amtshilfe zurückgezogen, die geplante Abschiebung des 18- und 22-Jährigen wurde ausgesetzt. Über das weitere Vorgehen werde gemeinsam mit der Fachaufsicht im schleswig-holsteinischen Integrationsministerium entschieden, hatte Kiels Stadtsprecherin Graupner im Dezember mitgeteilt. Nach SVZ-Informationen liegt ein Ergebnis noch nicht vor. Christian Koepke

In unserer Reihe zur sozialen Segregation in Schwerin fragten wir: Was muss passieren, damit Sie auf den Dreesch ziehen? Hier sind die Ergebnisse:

Was muss passieren, damit Sie auf den Dreesch ziehen? Diese Frage haben wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, gestellt. Nun liegen die Ergebnisse der Online-Umfrage vor. Ein Resultat: 66,1 Prozent der Teilnehmer würden nicht in einen Plattenbau ziehen, unabhängig von der Miete. Für 60,6 Prozent könnten aber Reihen- oder Einfamilienhäuser vor Ort ein Anreiz für einen Umzug sein.

Eine wichtige Rolle spielt offenbar die Kriminalität. 63,8 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich vorstellen könnten, auf den Dreesch zu ziehen, wenn es in den betreffenden Stadtteilen weniger Straftaten gäbe. Weniger bedeutsam für eine Umzugsentscheidung sind demgegenüber die Nähe zum Arbeitsplatz (46,4 Prozent) sowie gastronomische und kulturelle Angebote (44,3 Prozent).

Studie: Schwerin ist Spitzenreiter bei sozialer Spaltung

Hintergrund der Umfrage, an der sich insgesamt 689 Personen beteiligten: die neue Segregationsstudie von Prof. Dr. Marcel Helbig, Forscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Helbig entwickelt in seiner Analyse eine soziale Landkarte der 153 größten Städte in der Bundesrepublik. Danach sind Arm und Reich in Schwerin räumlich so ungleich verteilt wie in keiner anderen untersuchten Stadt.

Menschen mit geringem Einkommen wohnen nach der Studie von Helbig vor allem in Neu Zippendorf und dem Mueßer Holz, weil sie sich die Mieten anderswo nicht leisten können. Gleichzeitig würden sich nur wenige Schweriner aus anderen Stadtteilen für ein Quartier in den Großwohnsiedlungen interessieren.

Sorge vor der Kriminalität bei Befragten groß

Auch auf Instagram antwortete eine überwiegende Mehrheit der Teilnehmer bei unserer Umfrage, dass für sie ein Umzug auf den Dreesch erst in Frage komme, wenn die Kriminalität sinke. Tatsächlich belegte etwa das Mueßer Holz in der Schweriner Kriminalitätsstatistik 2022 den zweiten Platz. Mehr Straftaten gab es nur in der Altstadt, wo wegen der vielen Geschäfte insbesondere zahlreiche Ladendiebstähle erfasst wurden.

Auf Instagram konnten die User aber auch individuelle Gründe angeben, unter welchen Voraussetzungen sie auf den Dreesch ziehen würden. Die Antworten reichten von „Wenn das Wohnumfeld angenehm und die Wohnungen saniert sind“ und „Wenn die Wohnungen besser schallisoliert sind“ bis zu „Wenn es wieder so ist, wie es in meiner Kindheit einmal war – friedlich“ und „Wenn der Fernsehturm wieder aufmacht, inklusive Restaurant“.

Auf Instagram konnten sich auch Bewohner vom Dreesch äußern

Auch Bewohner vom Dreesch konnten sich auf Instagram äußern. 9 Prozent der Teilnehmer sagten, sie fühlten sich in ihren Stadtteilen „Richtig gut“, 24 Prozent bewerteten die Situation mit „Geht so“. „Nicht so gut. Ich würde gern woanders wohnen“ antworteten 32 Prozent, „Ich ziehe da weg“ erklärten 35 Prozent.

Prof. Helbig führt den sehr starken Anstieg sozialer Segregation in Schwerin vor allem auf die unterschiedliche Entwicklung der Großwohnsiedlungen und der restlichen Stadtteile zurück. Während die Armutsquoten in den anderen Stadtteilen Schwerins in den vergangenen Jahren massiv zurückgegangen seien, hätten Neu Zippendorf und das Mueßer Holz kaum von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung profitiert.

Sozialdezernentin plant Runden Tisch zur Segregation

Insgesamt sei es für die Stadt sehr schwer, etwas an der Situation der Segregation zu ändern, sagt Helbig. Letztlich bleibe nur nur die Möglichkeit, mit den sozialen Problemlagen umzugehen und deren Folgen zu lindern, zum Beispiel über Sozialarbeit oder Quartiersmanagement. Der Befund, dass Arm und Reich in Schwerin so gar nicht Tür an Tür wohnen, ist freilich nicht neu. Schon 2018 löste Helbig mit einer ersten großen Studie zur sozialen Spaltung eine Debatte in der Stadt aus. Angesichts der neuen Untersuchungsergebnisse kündigt Sozialdezernentin Martina Trauth (Linke) einen Runden Tisch zum Thema Segregation im Laufe des Jahres an, spricht von einer gemeinsamen Kraftanstrengung.

Baudezernent Bernd Nottebaum (CDU) verweist unterdessen auf die Pläne für die Neue Mitte in Neu Zippendorf und für das Gelände der ehemaligen SED-Bezirksparteischule, wo – auch als Hebel gegen die soziale Segregation – attraktive Wohngebiete entstehen würden. Der Leiter des städtischen Fachdienstes für Stadtentwicklung und Wirtschaft, Andreas Thiele, berichtet umgekehrt von Sozialwohnungen, die gegenwärtig in der Paulsstadt gebaut würden, um auch mehr Beziehern geringerer Einkommen das Wohnen in der City zu ermöglichen. Christian Koepke

Die Gesichter vom Dreesch – Wie lebt es sich im Plattenbau?

Schwerin ist Deutschlands Spitzenreiter bei der sozialen Segregation, der räumlichen Trennung von Arm und Reich. So sieht es die Wissenschaft, die vor allem den Dreesch in den Blick nimmt: Doch wie geht es den Bewohnern der ärmsten Stadtteile?

Klaus Wrobel hat das Mueßer Holz selbst mit aufgebaut. „Für die Plattenbauten wurde das Beste vom Besten verbaut“, sagt der Rentner und zeigt auf die mehrstöckigen Bauten. Umso mehr macht es ihn traurig, wenn die Häuser weggerissen werden. Seine Wohnung im Plattenbau gibt Wrobel aber nicht mehr her: „Ich habe noch einen alten Mietvertrag“, betont er. Dass er hier so günstig wohne, spiele für ihn eine große Rolle. Woanders könnte er sich wohl kaum eine solche Wohnung leisten, meint der Schweriner.

Obwohl sich Wrobel im Plattenbau-Gebiet nach wie vor heimisch fühlt, übt er doch Kritik: Das Geld der Stadt würde in viele Ortsteile fließen, aber nicht auf den Dreesch. Eine Gaststätte fehle im Mueßer Holz, für Kinder und Jugendliche müsste es mehr Freizeitmöglichkeiten geben. An vielen Punkten werde das Mueßer Holz abgehängt, so Wrobels Fazit.

Arm und Reich sind in Schwerin räumlich besonders ungleich verteilt. So steht es in einer neuen Studie zur sozialen Segregation, die der Berliner Soziologe Prof. Dr. Marcel Helbig vorgelegt hat. Menschen mit geringem Einkommen wohnen nach seiner Analyse vor allem in Neu Zippendorf und dem Mueßer Holz, weil sie sich die Mieten anderswo nicht leisten können.

Sandra Otte arbeitet im Patchwork-Center

In den anderen Stadtteilen könne sie die Mieten nicht bezahlen, bestätigt auch Sandra Otte. Doch die Kosten für die Wohnungen im Mueßer Holz würden ebenfalls steigen. Dennoch: Die Mutter von fünf Kindern hat sich mit dem Stadtteil arrangiert. Sie erzählt stolz, dass sie bald die Café-Leitung im Patchwork-Center in der Hamburger Allee übernehmen werde und dass sie einen kurzen Weg zur Arbeit und zum Einkaufen habe.

Einige Plätze sollte man im Mueßer Holz am Abend allerdings meiden, rät Sandra Otte. Trotzdem werde sie auf dem Dreesch bleiben – wegen der günstigeren Miete, aber auch wegen des Patchwork-Centers, „wo wir zusammenkommen und alle gleich sind“.

Seit 15 Jahren wohnt Günter Kloos im Mueßer Holz

Günter Kloos wohnt seit 15 Jahren im Mueßer Holz. In den Stadtteil sei er gezogen, weil es anderswo Probleme wegen seines Hundes gegeben habe, sagt er. Seine Wohnung werde nun aber schon seit Monaten saniert, immer würden die Handwerker fehlen. Am Mueßer Holz schätzt Kloos vor allem die gute Anbindung an den Nahverkehr und die nahen Einkaufsmöglichkeiten.

„Ich finde es hier schön“, sagt Petra H. wie aus der Pistole geschossen. Die Rentnerin wohnt in Neu Zippendorf und erledigt viel zu Fuß. „Hier ist alles, was man braucht“, sagt die ehemalige Lehrerin. Sie verstehe das schlechte Image des Dreeschs nicht.

Für Celana Mustafa ist der nahe Wald ein Pluspunkt

Der nahe Wald, der schöne Sonnenaufgang, den sie von ihrer Wohnung aus beobachten könne, die Nähe zur Straßenbahn – darin sieht Celana Mustafa unter anderem die angenehmen Seiten im Mueßer Holz. Auf den Dreesch sei sie aber wegen der doch noch vergleichsweise günstigen Mieten gekommen. In andere Schweriner Stadtteile ziehe es sie nicht. „Am liebsten würde ich auf dem Dorf wohnen“, verrät Celana Mustafa.

Aufs Dorf ziehen würde auch gerne eine junge Mutter von drei Kindern, die ihren Namen nicht nennen möchte. Es gebe Orte im Mueßer Holz, an denen Alkohol und Drogen in der Öffentlichkeit konsumiert würden, schildert sie. Deshalb mache sie sich Sorgen um ihre Kinder. „Die Polizei müsste öfter nach dem Rechten gucken“, so die Mutter, die ebenfalls wegen der Mieten in den Stadtteil gezogen ist. Marlena Petersen und Christian Koepke 

 

Farbenfroh und modern: So sieht der Jugendclub „Deja vu“ in Neu Zippendorf nach der Renovierung aus

Der Jugendtreff „Deja vu“ in der Parchimer Straße hat wieder geöffnet. Acht Monate dauerte die Sanierung.

Wer den Jugendclub „Deja vu“ in der Parchimer Straße jetzt betritt, der erkennt ihn kaum wieder. So farbenfroh, so modern, so barrierefrei und technisch auf dem Stand ist der Treffpunkt der Arbeiterwohlfahrt nach der achtmonatigen Renovierung geworden. „Wir freuen uns, dass wir das Haus den Jugendlichen wieder zur Verfügung stellen können“, sagte Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD). Gemeinsam mit dem Zentralen Gebäudemanagement der Stadt gab er den Club am Montag zurück an die Awo, die den Jugendtreff seit 22 Jahren betreibt.

Knapp eine Million Euro hat die Modernisierung gekostet, in die Fördermittel von Land und Bund geflossen sind. Neue Fenster und Türen hat der Treff in Neu Zippendorf bekommen, eine zeitgemäße Haustechnik und Wärmedämmung und vieles mehr. „Trotz schwieriger Haushaltslage investieren wir weiter“, erklärte Badeschier. Angebote wie der Club „Deja vu“ würden benötigt, um Begegnungsorte für junge Leute zu schaffen, betonte Innenminister Christian Pegel (SPD), der zur erfolgreichen Sanierung gratulierte.

Jugendtreff feiert 40. Geburtstag

Im Januar 1984, also vor genau 40 Jahren, war der Treff ans Netz gegangen, damals noch als „FDJ-Jugendclub Dreesch II“. Blumentapete, viereckige Tische mit weißen Decken, Platz für 130 Gäste. Schnell habe sich unter den Jugendlichen der Begriff „Gabi‘s Bahnhof“ eingebürgert, benannt nach einer Mitarbeiterin, berichtete Awo-Bereichsleiter Rainer Janik. Noch vor der Wende sei dann offiziell die Umbenennung in „Deja vu“ erfolgt.

„Durch die Renovierung sind jetzt beste Voraussetzungen für die Jugendsozialarbeit geschaffen worden“, sagte „Deja vu“-Leiter Frank Piskulski. So seien beispielsweise ein zusätzlicher Gruppenraum und ein schickes Computer-Kabinett entstanden. Eine enge Zusammenarbeit gebe es mit der Lebenshilfe, so Piskulski. Bei der weiteren Gestaltung des Treffs könnten die Jugendlichen natürlich mitreden, die Wiedereröffnung werde nun erstmal mit einer Festwoche gefeiert. Christian Koepke

 

Studie zur Segregation
Schwerin trennt Arm und Reich: Stadt ist bundesweit Spitzenreiter bei sozialer Spaltung

Nirgendwo in Deutschland wohnen Arm und Reich so sehr voneinander getrennt wie in Schwerin. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Segregationsstudie des Berliner Wissenschaftlers Prof. Marcel Helbig. Im Fokus: der Dreesch.

Arm und Reich leben in Schwerin so gar nicht Tür an Tür. 2018 lieferte der Soziologe Prof. Dr. Marcel Helbig den wissenschaftlichen Beleg für diese Aussage. Gemeinsam mit seiner Kollegin Stefanie Jähnen legte er unter dem Titel „Wie brüchig ist die soziale Architektur unserer Städte?“ eine Studie zur sozialen Segregation in 74 deutschen Städten vor. Ergebnis: In keiner anderen Kommune sind Gutverdienende und Menschen mit geringem Einkommen räumlich so ungleich verteilt wie in Schwerin.

Helbigs Untersuchung sorgte landauf, landab für Aufsehen. In Schwerin diskutierten Politiker und Experten über die Konsequenzen. Nun hat Helbig, Forscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, eine neue Analyse veröffentlicht, in der er eine soziale Landkarte der 153 größten Städte in der Bundesrepublik entwickelt. Resultat: Wieder steht Schwerin an der Spitze der Kommunen mit der ausgeprägtesten Spaltung.

Ostdeutsche Städte von Armutssegregation besonders betroffen

Für seine aktuelle Arbeit „Hinter den Fassaden. Zur Ungleichverteilung von Armut, Reichtum, Bildung und Ethnie in den deutschen Städten“ nutzte Helbig neben Daten der Kommunalstatistik auch Material der Bundesagentur für Arbeit. Vor allem die Armutssegregation, also die ungleiche Verteilung von Menschen, die staatliche Transferleistungen beziehen, habe sich zwischen 2005 und 2022 verschärft, heißt es in der Studie. Besonders betroffen: ostdeutsche Städte, in denen zuvor schon ein hohes Segregationsniveau erreicht war – wie eben Schwerin.

Die Landeshauptstadt habe bereits 2005 eher zu den Städten mit der höchsten Ungleichheit bei der Verteilung von Armut gehört, erklärt Helbig. „Gerade die Stadtteile Großer Dreesch, Neu Zippendorf und vor allem das Mueßer Holz wiesen damals schon sehr hohe Armutsquoten auf.“ Im Gegensatz zu Großwohnsiedlungen in einigen anderen ostdeutschen Städten hätten vor allem Neu Zippendorf und das Mueßer Holz von 2005 bis 2013 weiter stark an Bevölkerung verloren – mit der Folge steigender Leerstandsquoten, so der Soziologe. 2015 und 2016 seien dann viele Geflüchtete in die freien Wohnungen mit den günstigen Mieten gezogen.

Neu Zippendorf und Mueßer Holz profitieren nicht vom Aufschwung

Der sehr starke Anstieg sozialer Segregation in Schwerin habe sich schon vor 2015 abgezeichnet und sei vor allem auf die unterschiedliche Entwicklung von Großwohnsiedlungen und den restlichen Stadtteilen zurückzuführen, sagt Helbig. Während die Armutsquoten in den anderen Stadtteilen Schwerins in den vergangenen Jahren massiv zurückgegangen seien, hätten Neu Zippendorf und das Mueßer Holz kaum von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung profitiert.

Schwerin führt nach den Berechnungen von Helbig bei den 153 betrachteten Städte so das Ranking der Kommunen mit der höchsten Armutssegregation an. Auf den nächsten Plätzen folgen Salzgitter, Dessau-Roßlau, Minden, Rostock, Dorsten, Halle/Saale, Neubrandenburg, Kiel und Erfurt.

Angespannter Mietmarkt fördert soziale Durchmischung

Am anderen Ende der Skala, unter den Städten mit der geringsten sozialen räumlichen Spaltung, finden sich fast nur süddeutsche Kommunen. Auf den Top-Positionen stehen Ludwigsburg, Offenbach und Sindelfingen. Tatsächlich sei die ungleiche Verteilung von Armut in Süddeutschland rückläufig, berichtet Helbig. Zum einen habe der wirtschaftliche Aufschwung dazu geführt, dass hier kaum Armutsquartiere entstanden seien, zum anderen bedinge der angespannte Mietmarkt eine stärkere soziale Durchmischung. „Aufgrund der hohen Mieten können sich hier auch Menschen mit mittlerem Einkommen oft nur noch Wohnungen in ärmeren Stadtteilen leisten“, so der Experte.

Was kann nun Schwerin tun, um seine Lage bei der Segregation zu verbessern? „Insgesamt ist es für die Stadt sehr schwer, etwas an der Situation zu ändern“, sagt Helbig. Die sozialen Unterschiede in der Stadt seien sehr groß, das habe auch zur Folge, dass sich die Mieten insoweit unterscheiden, dass sich arme Menschen, denen der Staat die Wohnung finanziere, fast nur in den Großwohnsiedlungen eine Wohnung leisten können. „So viele Sozialwohnungen oder Wohnungen mit Belegungsrechten außerhalb der Großwohnsiedlungen kann sich Schwerin gar nicht leisten, um daran etwas Substantielles zu ändern“, so der Soziologe. Gleichzeitig würden nur wenige Schweriner aus anderen Stadtteilen gerne auf den Dreesch ziehen. Letztlich bleibe nur nur die Möglichkeit, mit den sozialen Problemlagen umzugehen und deren Folgen zu lindern, zum Beispiel über Sozialarbeit oder Quartiersmanagement, so der Soziologe. Christian Koepke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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